Roger Federer ist zum großen Bedauern vieler Fans längst in der Tennisrente. Auf der Anlage der DJK Eggolsheim schlägt er allerdings noch immer gelegentlich auf. Zumindest tun das einige Mitglieder der Abteilung in seinem Namen - naja fast. „Roger Federung“ haben sich Miriam Wolf und ihre Mitstreiter in Anlehnung an den beliebten Schweizer genannt, wenn es darum geht, mit dem Fahrrad zum Training oder Spiel zu fahren und damit Kilometer für die - ausgeloste - Gruppe zu sammeln.

Hintergrund ist ein interner Wettbewerb, der die Eggolsheimer Tennisspieler seit 2023 dazu animieren soll, ihr Auto häufiger stehen zu lassen. „Die Kleingruppe, die im Laufe einer Saison zusammengerechnet die weiteste Strecke zurücklegt, gewinnt. Außerdem werden fleißigster Erwachsener und Jugendlicher ausgezeichnet“, erklärt Wolf, die unter anderem gegen die „Netzroller“ antritt und sich für die kommende Runde Wortspielnamen wie Casper Raad und Aryna Saba-Lenker vorstellen kann.

Was witzig klingt, hat einen seriösen Hintergrund: Nachhaltigkeit. Das Thema, das vor ein paar Jahren in Deutschland modern war, aktuell aber ein wenig in der Versenkung verschwunden scheint, ist bei den 155 Mitgliedern der DJK noch ziemlich präsent - und wurde 2024 vom Bayerischen Tennis-Verband (BTV) gewürdigt. Neben den Kategorien Inklusion und Wachstum kam im vergangenen Jahr Nachhaltigkeit dazu. Die Eggolsheimer bewarben sich und wurden prompt als „Verein des Jahres“ belohnt.

Zusammen mit einem großen Verein aus Augsburg, der die Sache ganz anders anging: mit Geld. So kompensieren die Schwaben unter anderem ihren CO₂-Fußabdruck mit Zertifikaten und Bäumepflanzen. Klingt nicht unbedingt nachhaltig, ist gemäß der Ausschreibung des BTV aber ebenfalls auszeichnungsfähig, erzählt Miriam Wolf. „Die machen auch viel. Und nur weil Geld im Spiel ist, macht es das ja nicht schlechter, sondern nur anders.“ Ein Vertreter des TC Augsburg mit über 1000 Mitgliedern habe das bei der Ehrung erläutert: Man ziele auch darauf ab, sowohl die eigenen Leute als auch Gäste für ihren CO₂-Verbrauch zu sensibilisieren.

Im Grunde wollen auch die Oberfranken durch ihre Aktionen vor allem mehr Aufmerksamkeit. Zum Beispiel für Sponsoren, die die „Eggolsheimer Tenniszukunft“, also die Jugendarbeit unterstützen oder die Kosten für Mitgliedschaften von Einsteigern subventionieren. „Vom BTV haben wir zwar kein Preisgeld oder Ähnliches erhalten, aber wir bekommen dadurch ja eine Plattform, zum Beispiel auf dessen Instagram-Seite und im Tennis-Magazin, was wiederum dem Image unserer Abteilung dient“, berichtet die 29-Jährige. Außerdem sprang ein Schild heraus, das Wolf und Co. im Vereinsheim aufgehängt haben, um ihr Engagement sichtbar zu machen.

Schließlich ist es das Ziel, dass aus den bisher 35 Tennisradlern in fünf Gruppen 2025 noch mehr werden. Den Titel 2024 holten sich „Los Mamelucos“ (spanisch: Die Strampelhöschen) mit 586 Kilometern. Einzelsieger wurden Florian Winkelmann (306 km) sowie die Nachwuchskräfte Sara und Mirela Spahic (je 130). Zusammen legten die Eggerbacher in den abgelaufenen zwölf Monaten 2230 Kilometer auf dem Weg zum Court und von dort nach Hause zurück.

Das spaßige Sportprogramm „Mit Pedal zum Tennis“ ist aber nicht das einzige unter dem Dach der DJK. Alte Bälle werden gesammelt und recycelt, auf Plastik möglichst verzichtet. Die Bewässerung wurde optimiert, die Beleuchtung auf LED umgestellt. Auf dem Dach erzeugt Photovoltaik den Strom. Nichts Besonderes. Aber Kleinvieh macht eben auch Mist. Einen etwas außergewöhnlichen Beitrag hat Eggolsheim aber doch noch zu bieten - und der hat wieder mit dem Radeln zu tun.

„Damit die Leute nicht ihre schwere Ausrüstung als Ausrede fürs Autofahren nehmen können, hat ein älteres Mitglied Spinde gebaut, die gegen eine 50-Euro-Spende für die Jugend immer eine Saison lang gemietet werden können“, erzählt Jugendwartin Wolf, die selbst einen davon nutzt. Schließlich pendelt sie seit ungefähr zehn Jahren regelmäßig per Zug und Fahrrad - manchmal sogar ausschließlich mit dem Drahtesel - aus Hirschaid nach Eggolsheim.

Mit dieser Strecke ist sie allerdings nicht die Rekordhalterin. „Einer von uns wollte unbedingt zum letzten Saisonspiel bis nach Scheßlitz fahren, um die Gruppenwertung noch zu gewinnen“, sagt die 29-Jährige und lacht. Die Ausrede für eine etwaige Niederlage auf dem Court hätte man auf diese Weise gleich am Gepäckträger. Gute Ausreden für nicht-nachhaltiges Verhalten gibt es bei der DJK Eggolsheim derweil definitiv nicht mehr.